Zwei ungleiche Prüfungen

20. Dezember 2018, 18.00 Uhr, Dojo des Nippon Velbert

Unterschiedlicher können Prüflinge kaum sein.
Tim, 1,85 groß, ein Mann wie ein Bär, tritt zu seiner ersten Prüfung im Jiu Jitsu an - der Prüfung zum gelben Gürtel.
Caro, 1,65 groß - sie dürfte so die Hälfte von Tim wiegen - stellt sich der höchsten Prüfung, die sie im Verein ablegen kann. Der Prüfung zum blauen Gürtel. Wenn sie es heute schafft, tritt sie das nächste Mal auf einer Landesprüfung an.
Schnell werden die Unterschiede deutlich. Tim setzt gegen seinen körperlich vergleichbaren Partner Uli häufig seine unbändige Kraft ein, nutzt sein Gewicht und seine Größe. Uli läuft hier in eine Faust wie gegen eine Wand, wird dort von einem starken Fußtritt zurückgeschleudert. Die Hebel und Würfe sind kraft- und schwungvoll. Tim zeigt es ganz deutlich - man muss nicht groß und stark sein, um Jiu Jitsu zu nutzen, aber wenn man es nun mal ist, kann man diesen Trumpf auch ausspielen.
Caro setzt gegen ihre Partnerin Andrea häufiger Hebel ein, weicht geschickt den Angriffen aus und lässt Andrea ins Leere laufen. Sie nutzt oft Andreas Bewegungen und Schwung für ihre eigenen Techniken aus. Obwohl Andrea ihr von Größe und Gewicht nicht wirklich überlegen ist, demonstrieren die zwei Frauen, wie sich eine Frau auch gegen einen größeren Angreifer verteidigen kann. Die Kleinigkeiten, die es in der Frauenselbstverteidigung zu wissen gibt, zeigt sie wie selbstverständlich. Sie siezt ihre Angreiferin, damit auch jedem klar ist, dass Täter und Opfer nicht zusammen gehören. Sie versucht schnell eine virtuelle Grenze zwischen sich und Andrea zu bringen, zeigt möglichst keine Angriffspunkte.
Zwei unterschiedliche Prüfungsanforderungen, zwei unterschiedliche Prüflinge - dasselbe Ergebnis.
Tim und Caro bestehen an diesem Tag vor den Prüfern Benedikt Meinhardt und Jörg Naumann mit Bravur ihre Prüfungen und haben anschaulich demonstriert, dass Jiu Jitsu keine Selbstverteidigung von der Stange ist, sondern maßgeschneidert für jeden erlern- und einsetzbar.